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Vom Exercise Snacking zum Habit Stacking - „Unser Körper ist ein Garten, und unser Wille der Gärtner.“

Und, wie sieht es mit den Neujahrsvorsätzen so aus? Mehr Sport, vielleicht auch für die Kids? Das wäre tatsächlich sehr wichtig: Ein von der WHO am 18.10.23 veröffentlichter Bericht stellte fest, dass 81 Prozent der Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren nicht genug Bewegung machen, um gesund zu bleiben. 2018 wurde zwar ein globaler Aktionsplan zur Reduktion der Inaktivität um 15 Prozent bis 2030 verabschiedet, dieser wurde aber, auch auf Grund der Corona-Pandemie-Jahre nur schleppend bis gar nicht umgesetzt. Die privaten und öffentlichen Schäden auf Grund von Inaktivität sind enorm: Zwischen 2020 und 2030 rechnet man mit 500 Mio. neuen Fällen von verhinderbaren chronischen Krankheiten, die Kosten von US$27 Mrd. verursachen.

Aber wie schafft man es, regelmäßig Sport zu machen? Dr. Sabina Brennan nennt in ihrem 2022 erschienenen Buch „In 100 Tagen zu einem jüngeren Gehirn“ vier Ansätze für neue Gewohnheiten: Der erste ist die Wiederholung.  Schon Aristoteles sagte: „Wir sind das, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ Neue Gewohnheiten brauchen anfangs viel Aufmerksamkeit und Überwindung. Wenn wir aber dranbleiben, verstärken wir diese neuen Pfade in unserem Gehirn, und die Gewohnheiten werden zu Selbstverständlichkeiten.

Der zweite Ansatz ist die Kopplung. Diese geistert derzeit unter dem Modebegriff „Habit Stacking“ durch die Medien: Es geht darum, neues Verhalten an eine bestehende Routinetätigkeit zu koppeln. Dazu gehört beispielsweise der Einbeinstand beim Zähneputzen oder die Beckenbodenübungen an der Kassa. In diesem Zusammenhang fällt auch öfter der Begriff „Tiny Habits“ oder gerade im beim Sport das „Exercise Snacking“. Schon kleinste Bewegungseinheiten im Alltag bewirken eine starke Reduktion des Mortalitätsrisikos.

Auch das Ersetzen alter bzw. die Konzentration auf neue Gewohnheiten soll helfen: Es ist uns vielleicht schon als „Where Attention/Focus/Intention goes, energy flows“ untergekommen. Hier wird das Verlustgefühl (Ich esse jetzt nach dem Mittagessen keine Schokolade mehr) durch eine freudvolle neue Gewohnheit (Ich gehe mit der Lieblingskollegin eine Runde um den Block) ersetzt. 

Nicht nur bei Profisportlern ist Mentaltraining und Visualisierung ein Riesenthema. Brennan dazu: „Gehen sie die neue Gewohnheit im Kopf durch. Allein das Vorstellen kann dabei helfen, sich eine neue Gewohnheit anzueignen.“

 Ich würde diese Punkte noch gerne um zwei weitere ergänzen: „Fail to Plan – Plan to Fail (1)“: Wer keinen Plan hat, muss sich nicht wundern, wenn er seine Ziele nicht erreicht. Pläne konkretisieren den Weg. Dabei kann man auch kontrollieren, ob dieser Plan tatsächlich zur Erreichung der Ziele beiträgt. Planen. Weg überprüfen. Ziele analysieren. Meilensteine setzen. Plan in Kalender eintragen. Und dann dem Umfeld davon erzählen, oder noch besser, das Umfeld an Bord holen. Familie, Freunde oder Bürokollegen dienen nicht nur als mahnender Zeigefinger oder jubelnde Zuseher, sie können auch aktiver Teil des Projekts werden. Der eine mag vielleicht bewegte Pausen mitmachen, eine andere wechselt sich beim Kochen für das Mittagessen ab.

„Fail to Plan – Plan to Fail (2)“: Eine andere Leseweise ist: Plane auch Hindernisse ein. Ja, es wird die Grippe dazwischenkommen. Die Geburtstagsfeier der Kollegin im Büro. Das schmerzende Knie. Aber das ist kein Problem, denn das ist mit im Plan: Die Herangehensweise ist entweder, das beliebte „Hinfallen, Krönchen richten, Aufstehen, Weitermachen“ (Stück Schokotorte), oder „Run when you can, walk if you have to, crawl if you must; just never give up." Mit einem Wort: Modifizieren. Das Mindset ist das Allerwichtigste. Bleibe in deinem Kopf dabei. Wenn man die Grippe hat, muss man zwar das Lauftraining aussetzen, aber man kann noch immer ein paar Stretchingübungen machen und sobald es besser geht, eine Mini-Runde um den Block gehen. Hindernisse gibt es immer. Da heißt es: Wendig im Kopf bleiben und Auswege suchen!

Wie findet man aber die Bewegung, die für einen geeignet ist? In jedem Alter gilt: Ausprobieren! Dabei können auch die Freunde helfen. Deswegen gemeinsam zum Sport gehen, auch wenn es nicht das ist, was die Eltern gerne hätten. Langfristig ist der Spaß an der Sache wichtig. Wenn das Kind vor jedem Training Stress hat, über Bauchschmerzen, Kopfweh oder Schlafprobleme klagt, ist es an der Zeit, etwas anderes auszuprobieren. Wenn es aber nur einmal kurz Probleme mit dem Trainer gibt, heißt´s dranbleiben.

Motion4kids ist regelmäßige Bewegung auch deswegen ein Anliegen, weil sie das Lernvermögen auf drei Ebenen verbessert: Sie unterstützt die Entwicklung neuer Nervenzellen im Gehirn und fördert deren Vernetzung. Zusätzlich steigen Wachsamkeit, Aufmerksamkeit und Motivation. Und bessere Lernerfolge gewährleisten bessere Berufschancen und die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten Leben.

Also: Ein frohes neues Jahr und viel Spaß mit den neuen Gewohnheiten!

 

Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ Fisa, Bachl , Biach; Springer Verlag;). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best Agers Bonus Pass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nebenbei unterrichtet sie als @yoguardian Kleinstgruppen in Vinyasa Flow-Yoga. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at

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