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Spenden und Freiwilligenarbeit - Zwischen Philanthropie und Selbstfürsorge

Mein Sohn steht bei der Landstraße und spricht Leute für eine NGO an. Die Freundin meiner Mutter übt in Volksschulen mit Kindern lesen. Eltern eines Freundes investieren fast ihre gesamte Freizeit in den Tierschutzverein. Bekannte sponsern seit ihrem Kirchenaustritt zwei Kinder in Uganda.
2022 verzeichnete Österreich das größte Spendenwachstum des Jahrzehnts: 900 Millionen Euro Spenden trotz Krieg und Inflation. Noch ein paar Zahlen gefällig? Seit 2009 haben sich die Spendeneinnahmen fast verdreifacht, rund 6.000 Einrichtungen sind derzeit begünstigt und 2014 haben erstmals mehr als eine Million Menschen Spenden steuerlich geltend gemacht.
Was sagen Sie dazu? Ich sage: Großartig. Neben dem offensichtlichen philanthropischen Effekt haben Freiwilligenarbeit und Spenden noch weitere: Sie beeinflussen nämlich das psychische Befinden und sogar die Lebenserwartung.


Studien an Nonnen und Krankenschwestern[ii] zeigten bei Personen, die mehr als einmal die Woche in die Kirche gingen eine 33 Prozent geringere Sterblichkeit. Eine andere Studie analysierte 1.000 Nachrufe und attestierte gläubige Personen eine um rund fünf Jahre höhere Lebenserwartung.

Was das mit Spenden und Freiwilligenarbeit zu tun hat? Offenbar war ein Teil des Effekts der Freiwilligenarbeit und sozialen Einbindung zuzuschreiben.

Sozialkontakte zahlen in ein längeres Leben ein und Religiosität trägt zu Sozialkontakten bei. Religiosität führt häufig zu Freiwilligenengagement, und Freiwilligenarbeit wirkt sich positiv auf die Lebenserwartung aus. Allein diese beiden Faktoren verlängern das Leben um circa ein Jahr. Dazu kommt noch der Faktor der sozialen Integration – das beste Mittel gegen Einsamkeit, die ihrerseits unsere Lebenserwartung verkürzt.

Auch wenn man Religiosität nicht erzwingen kann, sind soziale Aspekte auch in anderen Kontexten zu finden: Mit jedem Hobby oder Interesse, das soziale Interaktion mit sich bringt, lässt sich ungefähr ein weiteres Lebensjahr gewinnen. [iii]

Eine andere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Spenden bzw. Freiwilligenarbeit und psychischem Wohlbefinden: Bei Personen ab 55 Jahren war die psychische Verfassung neun Jahre nach ihrem Engagement für einen wohltätigen Zweck deutlich besser als in der Vergleichsgruppe.[iv] Auch in diesem Zusammenhang spielt die sinnstiftende Tätigkeit eine Rolle für die Seele.

Aber braucht es dazu wirklich private Organisationen wie NGOs, Vereine und Stiftungen? Leben wir nicht sowieso in einer Gesellschaft, in der der Staat all das soziale Engagement für uns erledigt? Offensichtlich nicht. Im Vergleich zu Regierungen, die bei jeder Entscheidung auf die Wiederwahl schielen, sind Stiftungen risikofreudig, langfristig denkend und flexibel. Sie stellen Agenden in den Mittelpunkt, um die sich der Staat (noch) nicht kümmert.

So auch motion4kids. motion4kids hat sich zum Ziel gesetzt, unter dem Einsatz innovativer Tools über Bewegungsförderung die Bildung zu fördern. Aber auch der Staat erkennt mittlerweile die Wichtigkeit solcher privaten Initiativen. Im Juli hat der Ministerrat die Neuregelung und Erweiterung der Spendenabsetzbarkeit für alle gemeinnützigen Bereiche beschlossen: Ab 2024 werden auch Spenden an Bildung-, Tierschutz-, Sport- und teilweise Kulturinitiativen steuerlich begünstigt.

Weiters benötigen kleine Organisationen, die nicht mehr als eine Million Euro pro Jahr lukrieren nur noch die Bestätigung durch eine/n SteuerberaterIn. Der Antrag für den Bescheid zur Spendenabsetzbarkeit kann beispielsweise bereits nach einem Jahr gestellt werden und die Absetzbarkeit von Zuwendungen an gemeinnützige Stiftungen wird in das Dauerrecht übernommen.

​​​​​​​​​​​Damit ist es noch viel einfacher geworden, innovative Stiftungen zu unterstützen – so zum Beispiel motion4kids [v]. Und sich ganz nebenbei ein wenig psychische Gesundheit und das eine oder andere zusätzliche Lebensjahr zu schenken.

 

Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ gemeinsam mit Prof. Dr. Bachl und Dr. Biach im Springer Verlag; link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-63396-0). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best Agers Bonus Pass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at

 

 

 

 


[i] Fundraising Verband Austria

[ii] Nurses Health Study 2016

[iii] Wallace L E, Anthony R, End CM, Way BM (2019) Does religion stave off the grave? Religious affiliation in one’s obituary and longevity. Social Psychological and Personality Science, 10(5), 662-670.

[iv] Choi, N. G., & Kim, J. (2011). The effect of time volunteering and charitable donations in later life on psychological wellbeing. Ageing & Society, 31(4), 590-610.

[v] impactory.org/spendenzweck/unterstutze-innovative-digitale-bewegungsprojekte

 

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