Und schon wieder ist es so weit: Ein neues Jahr beginnt. Wenn der letzte Kracher verhallt, das letzte Marzipanschwein gegessen und der letzte Schluck Sekt getrunken ist, tragen wir unsere müden Kinder endlich ins Bett, auf dass sie dort friedlich in ein hoffentlich freundlich gesinntes 2023 schlummern. Dabei kann man schon mal nachdenklich werden. Wieder ist ein Jahr vergangen, wieder sind sie ein paar Zentimeter größer, wieder um ein paar Erkenntnisse weiser. Lang ist es nicht mehr, bis sie ganz allein zurechtkommen und hoffentlich gut ihren Platz auf der Welt finden. Das Wichtigste, das wir ihnen mitgeben können, sind die richtigen Werte und gute Gewohnheiten.
Wenn ich zu Hause auf dem Ergometer sitze, sehe ich vor mir auf dem Regal Pokale. Ich weiß nicht mehr, welcher Pokal von welchem Familienmitglied nach Hause gebracht wurde, aber das ist auch nicht weiter wichtig. Wichtig ist, dass ich mit meiner Begeisterung für das Laufen tatsächlich auch meine Kinder dazu motivieren konnte.
Bis zum Volksschulalter befinden wir uns in einem goldenen Zeitalter. Unsere Kinder himmeln uns uneingeschränkt an, wir sind die Besten, Lustigsten, Schönsten für sie – auch auf Grund mangelnder Vergleichsmöglichkeiten. Sie beobachten uns haargenau, allerdings ohne zu bewerten und imitieren uns. In der Entwicklungspsychologie heißt das Lernen durch Nachahmung. Um es mit Albert Schweitzers Worten zu sagen: „Ein Beispiel zu geben ist nicht die wichtigste Art, wie man andere beeinflusst. Es ist die einzige.“
Und diese Zeit gilt es zu nützen. Dies ist die Zeit, um als unmittelbare Vorbilder jene Verhaltensweisen in unseren Kindern zu verankern, die ihnen ein ganzes Leben lang weiterhelfen werden.
So weit, so gut. Aber wie stellen wir das am besten an? Nietzsche hat dazu bemerkt:
„Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer.“ Um zum Ziel zu kommen, sind also zwei Faktoren wesentlich. Erstens muss ich mein wahres Ziel, mein „Warum“ finden. Das Ziel des besten Freundes, der besten Freundin ist sicher interessant, allerdings ist es nicht meines und wird langfristig nicht ausreichen, mich langfristig zu motivieren. Um sich selbst gut zu kennen, braucht es Achtsamkeit, in sich Hineinhören, den Lärm von außen ausblenden. Bei Kindern kann Reden hilfreich sein. Fragen wie: Wen bewunderst du? Was findest du an dem/der so besonders gut? Was glaubst du hat den/die dorthin gebracht?, können dazu beitragen, herauszufinden, was für das Kind wichtig ist.
Zweitens muss mir sehr wohl klar sein, welche Wege zu meinem Ziel führen können, wie das „Wie“ aussehen kann. Das erfordert Wissen. Wenn ich gut in der Schule sein und erfolgreich im Leben sein will, kann ich zu verschiedenen Hilfsmitteln greifen: Dazu gehören Kunst, Sprachen und Sport. Wenn ich weiß, dass mir Sport nicht nur dabei helfen kann, gesund zu bleiben, gut auszusehen, von anderen anerkannt zu werden, sondern auch noch mein Gehirn unterstützt, wird es mir vielleicht schon wesentlich leichter fallen, dranzubleiben.
Hat man erst das Warum und das Wie herausgefunden, braucht man noch kleine Karotten, die die Wegstrecke bis zum Ziel nicht so lang erscheinen lassen: Realistische, kontrollierbare und erreichbare Ziele, Wegbegleiter, die gerade in diesem Alter häufig auch die Eltern sind oder auch Freunde oder Vereine für die soziale Komponente. Hilfreich sind kleine tägliche Unterstützungen, wie die richtigen Snacks zu Hause zu haben oder das Lieblingsturngewand frisch gewaschen im Schrank. Auch die Einbindung spielerischer Aspekte kann motivieren und, wenn es gut passt, durchaus auch ein bisschen Wettbewerbscharakter. Eventuell können auch kleine Belohnungen, auf die man hinarbeiten kann, die Motivation fördern.
Am wichtigsten aber und damit kommen wir wieder zum Anfang dieser Geschichte ist das Vorbild. Wenn ich will, dass mein Kind liest, muss ich a) vorlesen, b) selbst lesen. Wenn ich will, dass mein Kind Obst und Gemüse isst, muss ich ihm nicht nur in Tierfiguren geschnitzte Karotten vorsetzen, ich muss sie tatsächlich auch selbst essen. Und wenn ich will, dass es Sport macht, statt vor der Playstation zu sitzen, muss ich erstmal das Handy weglegen und mit ihm auf den Spielplatz gehen.
Das Gute daran: Alle haben etwas davon. Mütter motivieren sich nach einem langen Bürotag zu einer Runde um den Block, Papas lösen beim Kinderyoga ihre Verspannungen. Beim gemeinsamen Spaziergang zum Kindergarten lässt sich schon viel für die Achtsamkeit tun: Riecht es heute nach Schnee? Sind die Kastanien reif zum Basteln, treiben schon die ersten Bäume aus, wo sehe ich überall Weihnachtsbeleuchtungen in den Fenstern?
Und wer weiß, überrascht uns ja motion4kids dieses Jahr mit einem supercoolen neuen Projekt, bei dem die Bewegung wie von selbst läuft. In diesem Sinne: Im Jahr 2023 geht’s vom Vorsatz zum Vorbild!
Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ gemeinsam mit Prof. Dr. Bachl und Dr. Biach im Springer Verlag; link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-63396-0). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best Agers Bonus Pass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at