Haben Sie sich schon mal überlegt, warum manche Menschen problemlos jeden Tag Sport machen und andere einfach nicht in die Laufschuhe kommen? Gerade um den Jahreswechsel sind die Medien voll von inneren Schweinehunden, 21-Tage-Regeln und anderen genialen Life-Hacks. Im Hintergrund steht aber eine ganze Wissenschaft, die sich mit Motivatoren und Barrieren beschäftigt. So komplex und einzigartig wie jeder Mensch, jedes Individuum ist, so verschieden sind auch die Gründe, die uns bewegen.
Ende 2020: Eine von Sport Austria unterstützte Studie erhebt, dass sich die sportliche Aktivität aller Altersgruppen durch die Pandemie drastisch reduziert hat: Rund ein Drittel der Befragten betreibt nach dem ersten, aber vor dem zweiten Lockdown weniger Sport. Laut Eigenangaben ist für zwei Drittel der Sport zwar wichtig, allerdings bezog sich das oftmals eher auf den passiven Konsum.[i]
Ende 2021: In einem Sportreport, den das Marktforschungsinstitut „IMAS International“ für die Firma Intersport durchführt, werden tausend Personen zwischen 16 bis 69 Jahren zu ihrem Bewegungsverhalten während der Pandemie befragt. Wenig überraschend sind 38 Prozent unzufriedener mit ihrem Körpergewicht, 26 Prozent beklagen einen schlechteren Gesundheitszustand und ein Drittel hat weniger Sport betrieben. Fast alle sagen, dass ihre Kinder zu wenig Bewegung machen.[ii]
Auf die Schlagzeilen Ende 2022 dürfen wir gespannt sein…
Haben Sie sich schon mal überlegt, warum manche Menschen problemlos jeden Tag Sport machen und andere einfach nicht in die Laufschuhe kommen? Gerade um den Jahreswechsel sind die Medien voll von inneren Schweinehunden, 21-Tage-Regeln und anderen genialen Life-Hacks. Im Hintergrund steht aber eine ganze Wissenschaft, die sich mit Motivatoren und Barrieren beschäftigt. So komplex und einzigartig wie jeder Mensch, jedes Individuum ist, so verschieden sind auch die Gründe, die uns bewegen.
Vielgepriesen sind Schrittzähler, Sportuhren und Apps. Diese sprechen die analytische Seite in uns an. Wie viele Schritte habe ich heute schon gemacht, waren das mehr als gestern, habe ich mein Ziel erreicht? Das kann bei vielen schon eine sehr gute Motivation sein[iii]. Aber mit der Zielformulierung kommen wir auch schon zur ersten Barriere: In einer Studie über Motivatoren und Barrieren nannten 5,9% Information bezüglich ihres persönlichen Fortschritts als wesentlich, für 11,8% war das Setzen realistischer und erreichbarer Ziele besonders wichtig. [iv] So motivierend es sein kann, sich ein Ziel zu stecken – vielleicht die vielzitierten 10.000 Schritte pro Tag – so abschreckend und destruktiv kann so ein Ziel sein, wenn es unrealistisch ist. Ein guter Start wäre es in dem Fall, sich ein paar Tage die durchschnittliche Schrittzahl anzusehen und dann mit dem Ziel, um 10% mehr zu machen, in die erste Woche zu starten. In der nächsten Woche steckt man sich wieder 10% mehr als Ziel, und so weiter und so fort – bis man dann vielleicht tatsächlich bei den 10.000 Schritten gelandet ist.
Nach einiger Zeit lässt der Hype aber nach, es wird eher lästig. Wir schaffen es an einem Tag nicht, am nächsten schauen wir uns unsere Schritte schon gar nicht mehr an, um uns nicht zu ärgern. Und damit haben sich die guten Vorsätze auch schon erledigt. Was hier helfen kann, ist eine soziale Komponente. Ihre Freundin hat dieselbe App und sie können ihre Daten sehen? Sie haben eine Whatsapp-Gruppe und die anderen schicken rein, was sie an dem Tag schon geschafft haben? Am Wochenende treffen sie sich „im echten Leben“ mit einer Laufgruppe und erzählen, wie es Ihnen ergangen ist? Perfekt – Studien[v] belegen, dass diese soziale Komponente der Grund dafür ist, dass wir nicht nur anfangen, sondern auch dranbleiben! In rund 35% der Fälle wurden Motivation, Unterstützung und Feedback als die wichtigsten Motivatoren genannt. [vi] Interessant in diesem Zusammenhang ist die janusköpfige Auswirkung vom Austausch zwischen den Teilnehmern: Fehlende Aktivität oder abwertende Meldungen kehren diese ursprünglich motivationale Stütze in eine wesentliche Barriere um. Wichtig ist also die richtige Community.
Bei vielen funktioniert auch ein affektiver Ansatz gut, der die emotionale und die verspielte Ebene anspricht. Ihre Schritte lassen eine Blume gedeihen? Wenn Sie sich sieben Stunden in der Woche bewegt haben, bekommen Sie von Ihrer App Applaus? Eine Medaille für die meisten verbrannten Kalorien? Super, wenn Ihnen das hilft, dabei zu bleiben!
2017 bekam der Wirtschaftswissenschaftler Richard H. Thaler für die Idee des „Nudging“ den Nobelpreis. Nudging, zu Deutsch „Anstupsen“, baut auf die intrinsische Motivation, was bedeutet, dass Sie prinzipiell schon von sich aus bereit sein müssen, sich zu bewegen, aber vielleicht noch diesen kleinen „Schubs“ brauchen, um es tatsächlich zu tun. Nudging können zum Beispiel Push-Mitteilungen der App oder tägliche Aktionen, Gewinnspiele oder Wettbewerbe sein, an denen der Nutzer teilnehmen kann.
Ein weiterer Ansatz, der im privaten Bereich eher weniger Einsatz findet, ist der der finanziellen Anreize: In einer Studie mit dem malerischen Titel „Does money burn fat?“ („Kann Geld Fett verbrennen?“) wurde Gewichtsverlust mit Geld belohnt: Die Gruppe, die finanziell belohnt wurde, verlor doppelt so viel Gewicht, wobei sich der Effekt nicht durch die Erhöhung des in Aussicht gestellten Betrags beliebig verstärken ließ.[vii]
Wie eingangs erwähnt, sind Menschen verschieden und so auch die passenden Anreize. Und kleine Menschen sind nochmals anders. Sie sind von Lust getrieben, manchmal Ehrgeiz und im Grunde wollen sie alle nur eines: Spaß! Auch wenn sich viele andere Motivatoren in den Projekten von motion4kids wiederfinden, so eint sie genau das: Sie machen Spaß! Also: ausprobieren, mitmachen und unterstützen!
Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ gemeinsam mit Prof. Dr. Bachl und Dr. Biach im Springer Verlag; link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-63396-0). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best-Agers-Bonuspass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at
[i] www.sportaustria.at/de/sport-in-oesterreich-und-europa/sport-in-oesterreich/studie-aktives-sportverhalten-und-passiver-sportkonsum/
[ii] kurier.at/chronik/niederoesterreich/corona-pandemie-stoppte-den-sport-und-bewegungsdrang/401739525
[iii] King, A. C., Hekler, E. B., Grieco, L. A., Winter, S. J., Sheats, J. L., Buman, M. P., ... & Cirimele, J. (2013). Harnessing different motivational frames via mobile phones to promote daily physical activity and reduce sedentary behavior in aging adults. PloS one, 8(4), e62613
[iv] Kampmeijer, R., Pavlova, M., Tambor, M., Golinowska, S., & Groot, W. (2016). The use of e-health and m-health tools in health promotion and primary prevention among older adults: a systematic literature review. BMC Health Services Research, 16(5), 467-479.
[v] King, A. C., Hekler, E. B., Grieco, L. A., Winter, S. J., Sheats, J. L., Buman, M. P., ... & Cirimele, J. (2016). Effects of three motivationally targeted mobile device applications on initial physical activity and sedentary behavior change in midlife and older adults: a randomized trial. PLoS One, 11(6), e0156370.
[vi] Kampmeijer, R., Pavlova, M., Tambor, M., Golinowska, S., & Groot, W. (2016). The use of e-health and m-health tools in health promotion and primary prevention among older adults: a systematic literature review. BMC Health Services Research, 16(5), 467-479.
[vii] Augurzky, B., Bauer, T. K., Reichert, A. R., Schmidt, C. M., & Tauchmann, H. (2012). Does money burn fat?–Evidence from a randomized experiment. Evidence from a Randomized Experiment (September 1, 2012). Ruhr Economic Paper, (368)