Hurra – die Schulen sperren auf!!! Und damit beginnt wieder die Diskussion um die tägliche Turnstunde. Tatsache ist, dass Volksschulen gerade mal 2 -3 Stunden Turnen pro Woche auf dem Lehrplan haben. Wie kann man sich so eine Turnstunde vorstellen? Klasse aufräumen, Turnsackerl suchen, in einer Zweierreihe aufstellen, zum Turnsaal gehen, Turnsachen anziehen. Und anschließend das Ganze noch einmal zurück. Erfahrungsgemäß bleibt da wenig Netto-Bewegungszeit. Dem gegenüber steht die Empfehlung, dass sich Kinder in diesem Alter mindestens eine Stunde pro Tag bewegen sollten. Da sind die drei Mal pro Woche muskelkräftigenden und knochenstärkenden Aktivitäten noch gar nicht einberechnet.
Wenn man mit Pädagogen und Eltern über mehr Turnen zu Ungunsten der „Lernfächer“ diskutiert, hört man oft, dass ja dann die Grundkompetenzen auf der Strecke bleiben.
Aber was ist mit den motorischen Grundkompetenzen? Sind Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit und Koordination nicht mindestens ebenso wichtig wie Rechnen und Lesen?
Nicht nur für die Gesundheit, sondern eben auch über die Umwegrentabilität des besseren Lernerfolgs!
Abgesehen davon, dass man daraus eine Win-Win-Situation stricken kann, wie eine deutsche Studie 2013 [1] bewies:
Zwei Versuchsgruppen lernten je 80 Polnisch-Vokabel: eine im bequemen Sitzen, die andere beim Radfahren – die Gruppe auf den Rädern schnitt bei einem darauffolgenden Test deutlich besser ab. Ähnliche Ergebnisse zeigte eine weitere Studie im Jahr 2014, diesmal im Gehen auf Laufbändern. Ausdauertraining unterstützt offensichtlich das Gedächtnis – und lässt sich wunderbar zeitsparend kombinieren.
Aber warum in die Ferne schweifen: Auch eine Studie an einem Wiener Gymnasium untermauert diese Ergebnisse: Schüler einer Klasse wurden für eine Stunde am Tag auf Ergometern unterrichtet, zwei andere Klasse hatten normalen Unterricht. Resultat waren erhöhte Konzentration und Aufmerksamkeit, bessere Blut- und BMI - Werte, bessere sportliche Leistungen und weniger Fehlstunden und Aggression im Klassenzimmer bei der bikenden Gruppe. Noch Fragen?
Und auch wenn man das Ganze in Ermangelung von Fahrrädern nicht zeitgleich unterbringt, belegen Studien, dass die investierte Zeit keineswegs verloren ist: Der Ersatz von „normalen“ Schulstunden durch Sportstunden führt zu keinem Abfall der Lernleistung: Im besten Fall ist sie sogar besser. Im schlechtesten Fall bleibt sie - bei besserer körperlicher Fitness und psychischer Ausgeglichenheit – gleich. [2]
Und wie kann man das jetzt tatsächlich ins Klassenzimmer bringen? Nicht alle Pädagogen sind passionierte Sportskanonen!
Dann unterstützt das motion4kids!
Die drei Siegerprojekte aus dem letzten Call werden mit je 10.000 Euro und einer begleitenden Projektentwicklungsprogramm Kooperation mit Bildünger unterstützt. Eines davon ist „MovEvo4Kids“. Die App hilft Volksschullehrer*innen auch ohne sportliche Vorkenntnisse, Bewegungsunterricht in den Regelunterricht einzubauen. Die Figuren Movevo und Moveva gehen mit den Kindern auf eine Bewegungsschatzsuche, die sie das ganze Schuljahr über mit Bewegungs-Challenges und bewegten Lernspielen begleitet.
Also: Immer schön in Bewegung bleiben!
Von Mag. Barbara Fisa, MPH
[1] Schmidt-Kassow, M., Deusser, M., Thiel, C., Otterbein, S., Montag, C., Reuter, M., ... & Kaiser, J. (2013). Physical exercise during encoding improves vocabulary learning in young female adults: a neuroendocrinological study. PloS one, 8(5), e64172.)
[2] Ahamed, Y., MacDonald, H., Reed, K., Naylor, P. J., Liu-Ambrose, T., & McKay, H. (2007). School-based physical activity does not compromise children's academic performance. Medicine and science in sports and exercise, 39(2), 371-376.