Mag. Bettina Glatz-Kremsner ist Generaldirektorin der Casinos Austria AG und der Österreichischen Lotterien – und eine der wichtigsten UnterstützerInnen des heimischen Sports. motion4kids darf ebenfalls auf ihren Support zählen. Warum, sagt uns die Top-Managerin im Interview. Und sie verrät, welche Rollen Sport und Bewegung, aber auch das Handy in ihrem Leben einnehmen.
In Ihrer beruflichen Funktion ist der Sport nicht wegzudenken. Mit Toto als ursprünglichem Unternehmenszweck, als Basis für Tipp3, aber auch als Sponsoring-Ziel. War es leicht, Sie von den Benefits von motion4kids zu überzeugen?
Bettina Glatz-Kremsner: Es war nicht leicht, es war sogar sehr leicht. Einfach deshalb, weil eine an sich nicht neue Idee mit einer ganz neuen Herangehensweise umgesetzt wird: Kinder in einer ganz entscheidenden Entwicklungsphase zum Sport zu bringen und sie dabei dort abzuholen, wo sie tatsächlich sind, nämlich auf dem Handy. Die Verquickung der realen mit der virtuellen Welt und die Nutzung daraus entstehender Synergien sind es, die mich begeistern.
Im klassischen Sponsoring u.a. im Sport sind die Österreichischen Lotterien und Casinos Austria eben seit vielen Jahren höchst aktiv und erfolgreich. motion4kids allerdings funktioniert als Stiftung und die Stifter agieren vielfach im Hintergrund. Wo liegt Ihrer Meinung nach der Benefit für die Unterstützer*innen?
Ich kann jetzt nur für die Lotterien sprechen. Aber uns geht’s da in erster Linie nicht um den Benefit für uns, sondern um die Sache und um den Wert für die Gesellschaft und ihr Wohlbefinden. Wir haben natürlich für unsere Unterstützung auch Gegenleistungen vereinbart, um nicht leer auszugehen. Aber wir unterstützen nicht deswegen, um irgendwo unser Logo platziert zu wissen, sondern weil wir die Idee hinter motion4kids großartig finden und sich diese Initiative nachhaltig positiv für die Gesundheit der Kinder auswirken wird.
Sie sind unter anderem Mitglied des Sporthilfe-Vorstandes, wurden von der BSO für Ihre Verdienste um den Sport ausgezeichnet und gelten auch als begeisterte Unterstützerin des Behindertensports. Nehmen Sie aus dem engen Kontakt mit dem Leistungssport etwas für Ihren persönlichen, beruflichen Alltag mit?
Sowohl für meinen persönlichen als auch für meinen beruflichen Alltag, und dabei ganz besonders aus dem Kontakt mit behinderten SportlerInnen. Zum einen ist es diese unglaubliche Lebensfreude, die diese Menschen ausstrahlen, und zum anderen ist es dieses Durchbeißen, dieses Kämpfen, dieses Bewältigen von oft schwierigen Situationen.
Ihre Schulzeit haben Sie mit Ihrer Familie in Budapest verbracht. In einer englischsprachigen Volksschule und in einem ungarischen Gymnasium. Beiden Kulturen sagt man eine hohe Sportaffinität nach. Welche Rolle haben Sport und Bewegung in Ihrer Schulzeit gespielt?
Eine sehr wichtige Rolle. Ich bin damals ja noch im kommunistischen Ungarn aufgewachsen und dort wurde, wie auch in den anderen Oststaaten, dem Sport von Kindesalter an ein ganz hoher Stellenwert beigemessen. Nun genoss ich zwar keine Ausbildung zur künftigen Olympiasiegerin, aber natürlich war ich vom allgemeinen Sport-Trend erfasst und bewegte mich überdurchschnittlich viel und auch sehr gerne und in den unterschiedlichsten Sportarten.
In meiner Kindheit hat man in nicht wenigen Familien den Sport eher als Spielerei und durchaus auch als Zeitverschwendung denn als Instrument auch zur Verbesserung der Lernfähigkeit gesehen. Wie haben Sie das erlebt?
Nun, als Zeitverschwendung wurde die Sportausübung keinesfalls gesehen und eigentlich auch nicht, oder jedenfalls nicht nur, als Spielerei. Sport wurde ernstgenommen und man wusste, dass Sport sehr geeignet war, um den Unterricht aufzulockern und dem natürlichen Bewegungsdrang von Kindern zu entsprechen. Allerdings war, glaube ich, die Wissenschaft damals noch nicht so weit, um Sport als Tool zur Verbesserung der Lernfähigkeit zu erkennen und einzusetzen.
Heute ist dieser Effekt wissenschaftlich nachgewiesen und natürlich sind zudem die gesundheitspolitischen Aspekte bekannt und unumstößlich. Warum werden unsere Kids im Schnitt trotzdem immer ungesünder und ungeschickter?
Weil meines Erachtens die Kinder zu wenig dahingehend erzogen werden, den richtigen Ausgleich, die richtige Balance zwischen Sport, Unterhaltung und Ernährung zu finden. Das Unterhaltungsangebot, Stichwort Handy bzw. Spielkonsole, wird rasant größer und auch das Angebot an, sagen wir, gesundheitlich wenig wertvoller Nahrung steigt. Und es ist leider halt viel bequemer, ein Online-Game zu spielen und dazu Chips zu essen, als sich körperlich anzustrengen, zu trainieren und zu schwitzen. Es spricht nichts gegen einen Fast-Food-Burger und auch nichts gegen ein Spielchen am Handy, wenn der gesunde Ausgleich dazu passt. Und da ist meiner Meinung nach noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten.
Oft genug werden die Digitalisierung und das Handy als deren Symbol als einer der Gründe verteufelt. motion4kids hingegen macht sich die Affinität der Kids zunutze und bringt sie sozusagen via Display in Bewegung. Mutig oder eine Kapitulation?
Wenn schon, dann mutig, aber eigentlich nur logisch. Und man muss sich fragen, warum da noch niemand früher draufgekommen ist. Ein Verteufeln bringt rein gar nichts, schafft das Problem ebenso wenig aus der Welt wie das Leugnen der technischen Entwicklung. Also bleibt nur ein Sich-damit-Anfreunden und die bestmögliche Lösung zu finden, indem man aus dem Risiko eine Chance macht.
Ihr Terminkalender ist sicher ein höchst dichter. Ist Sport und Bewegung in der raren Freizeit auch für Sie selbst ein Mittel, um „den Kopf freizukriegen“ und auf neue, frische Ideen zu kommen?
Ist es unbedingt und gehört zu meiner Work-Life-Balance. Natürlich ist meine Freizeit eher karg bemessen, umso wichtiger ist es, sie sinnvoll zu nutzen. Und wenn es nur ein Spaziergang über eine Blumenwiese ist.
Welche Sportarten sind „die Ihren“?
Eine meiner Leidenschaften ist Skifahren, eine Woche Winterurlaub pro Jahr gönne ich mir. Schwimmen und Nordic-Walken sind vor allem im Urlaub und am Wochenende immer wieder eingeplant.
Und das Handy ist dabei immer an oder irgendwann auch einmal aus?
Das Handy ausschalten ist ein Wunschdenken, das kann ich mir in meiner Position nicht leisten. Ich muss grundsätzlich jederzeit erreichbar sein. Einzig auf dem Skilift hebe ich nicht ab, allein aus Furcht, das Handy zu verlieren – und beim Schwimmen….
Interview: Fritz Hutter